Informationen über den Immobilienmarkt in Andorra (Erwerbsbeschränkungen, Chancen und Risiken, Informationsmanipulation, Steuerflucht) |
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Immobilienmarkt Andorra
Von H. H. Boldt, Sant Julià de Lòria
Fast unbemerkt
von der Weltöffentlichkeit haben sich Immobilieninvestitionen in
Andorra als klassische Kapitalanlage ausserordentlich gut entwickelt.
Zweistellige jährliche Wertsteigerungsraten sind die Regel.
Das Principat d'Andorra, so die amtliche Landesbezeichnung, ist in der
Vergangenheit vor allem als Steueroase bekannt geworden: Einkommen,
Kapitalertrag und Nachlassvermögen werden nicht besteuert; das
Bankgeheimnis wird vorbildlich gewahrt.
Der Zahlungs- und Kapitaltransfer unterliegt keinerlei Devisenkontrollen
oder Beschränkungen anderer Art, also freie Konvertibilität
in alle Währungen.
Die Haupteinnahmequelle des Landes ist der Tourismus mit ca. 10 Mio.
Besuchern pro Jahr; hiervon profitieren der Handel und die Hotellerie.
Andorras Staatshaushalt (veranschlagtes Etatvolumen 1988 16,2 Mrd. Pts.)
finanziert sich zu 90% aus Einfuhrzöllen, die im Durchschnitt bei
9,2% liegen, zu 10% aus Gebühren für Verwaltungsdienstleistungen,
Bankzinsen und dem Überschuss aus dem Vorjahr.
Immobilien-Hausse in Andorra
Andorras Einzigartigkeit in geographischer
(attraktive Skigebiete), politischer (700 Jahre Frieden und Kontinuität)
und wirtschaftlicher (günstige fiskalische Rahmenbedingungen) Hinsicht
macht den Immobilienmarkt erneut attraktiv.
Nach einer etwa dreijährigen Entspannungsphase mit ausgeglichenen
Märkten sind die Preise derart in Bewegung gekommen, dass zumindest
ausländische Eigner von Immobilienobjekten etwaige Verkaufsabsichten
vorläufig zurückstellen sollten, bis sich am Markt ein klares
Preisniveau entwickelt hat; Investoren sollten nur mit äusserster
Vorsicht am Markt operieren, um die Preise nicht übermässig
in die Höhe zu treiben und überhöhte Konditionen zu vermeiden.
Die Tatsache, dass sich 92% der Landesfläche in Kommunalbesitz
befinden und nur 8% privates Eigentum sind,
erklärt, wie rar die zur Bebauung zur Verfügung stehenden
Flächen sind.
Der reine Kapitalanleger fühlt sich in erster Linie dadurch angezogen,
dass die Erträge aus seinen Investitionen ihm ungeschmälert
zufliessen und dass die Wertsteigerungsraten auch nach Berücksichtigung
der Inflationsrate durchaus noch ansehnlich sind. Nur sollten sich Investoren
nicht gutgläubig und überstürzt zu Vertragsabschlüssen
verführen lassen, die sich später als unvorteilhaft und überteuert
herausstellen.
Andererseits erwerben Ausländer Domizile und Refugien, um hier
ihren Altersruhesitz zu begründen und
um Zuflucht vor überhöhten Steuern und Devisenkontrollen zu
nehmen. Für die meisten Immigranten wiegt zweifellos am schwersten,
dass Andorra das einzige Land des europäischen Kontinents ist,
das ohne Finanzamt auskommt. Dieses Privileg
der Steuerfreiheit geniessen all' diejenigen, die ihren Hauptwohnsitz
in Andorra haben. Andorra hat keinerlei Steuerabkommen mit anderen Ländern
unterzeichnet.
Die Nutzungsvoraussetzungen des "tax haven"
Um die Vergünstigungen steuerlicher und anderer Art, die Andorra
bietet, durch natürliche Personen in Anspruch nehmen zu können,
bedarf es der Wohnsitznahme und deren Legalisierung durch die Daueraufenthaltsgenehmigung.
Das Aufenthaltsrecht für Ausländer ist mit dem Dekret vom
3.1.1975 modifiziert worden. Wesentliche Voraussetzung für Erteilung
der Aufenthaltsgenehmigung ist der Nachweis eines bewohnbaren Domiziles.
Ein Baugrundstück, das sicher eine interessante Investition darstellt,
ist allerdings nicht bewohnbar und somit für eine Wohnsitznahme
und Daueraufenthaltsgenehmigung ungeeignet.
Erwerbsbeschränkungen
Jeder Ausländer darf in Andorra nur ein
Grundstück bis zu einer Grösse von 1000 m² oder ein bewohnbares
Objekt, etwa eine Eigentumswohnung oder ein Haus, auf seinen Namen erwerben.
Diese Beschränkung soll verhindern, dass Bauland von ausländischen
Investoren gehortet wird. Für Andorraner und andorranische Gesellschaften
bestehen keinerlei derartige Erwerbsbeschränkungen.
Chancen und Risiken beim Immobilienerwerb
Die Praxis der mehr als 80 offiziell registrierten Immobilienagenturen
- eine im Verhältnis zur Bevölkerungszahl recht hohe Anzahl
- läuft oftmals auf einen "de facto"-Zwischenkauf der Objekte hinaus.
Dadurch verändern sich Preise nicht selten gravierend; die normale
Makler-Courtage beträgt 5% und ist in der Regel vom Verkäufer
zu zahlen.
Darüber hinaus makeln viele Privatpersonen. Hier ist höchste
Vorsicht geboten. Da Andorra relativ klein ist, ergibt sich eine weitverbreitete
und für den Anleger oft negative Interessensverquickung zwischen
den beteiligten Banken, Bauträgern, Maklern und Anwälten.
Informationsmanipulation
Den Anlage-Interessenten ist zu empfehlen, vor einem Engagement die
gegebenen Informationen gründlich zu überprüfen und gegebenenfalls
weitere Aufklärung zu fordern. Wer hierauf verzichtet, ist im Schadensfall
selbst schuld.
Auch wäre es ein nicht wieder gutzumachender Fehler, sich über
die Grundlagen der andorranischen Staats- und Wirtschaftsmentalität
nicht zu informieren.
Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass die Beleihung
von Immobilienobjekten in der Regel nur bis zu 50% des Objektwertes
erfolgt.
Steuerflucht ins Ausland ist Profisache
Es gibt grosse Länder, in denen viel
Geld
verdient wird und kleine Länder, in denen man es besonders gut
anlegen kann. Der 467,76 km² grosse, autonome Pyrenäen-Staat
Andorra ist eine der letzten echten Steueroasen in Europa.
Ausländer (82,5% von 46986 Einwohnern) können sich in Andorra
noch relativ einfach niederlassen.
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Externe Links
URL: http://www.faz.net
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Zitiervorschlag
Boldt,
H. H.: Immobilienmarkt Andorra. Online in Internet: URL: http://www.andorra-intern.com/artikel/de881202.htm
[Stand: *Abrufdatum*].
Dieser
Beitrag entstand ursprünglich für die Frankfurter Allgemeine
Zeitung GmbH in Frankfurt und wurde erstmals veröffentlicht in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
- FAZ, 1988, 2. Dezember, Nr. 281, S. 33;
sowie
unter dem Titel:
Andorra - Die Nutzungsvoraussetzungen, Erwerbsbeschränkungen, Chancen
und Risiken, in: Immobilien-Handbuch
international, national, Band 3, Hrsg. Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Bearb. u. Zsstellung Winfried Jakob, Frankfurt, 1989, S. 7
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sich im konkreten Einzelfall beraten zu lassen.
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