. . . Nichts wird so leicht für Übertreibung gehalten wie die Schilderung der reinen Wahrheit. - Joseph Conrad |
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Auf Isard-Jagd im ParadiesPyrenäen-Gemsen im Fürstentum AndorraJäger und Jagdrevier / In Andorra, dem Zwergstaat in den östlichen Pyrenäen, ist die Jagd schon immer Tradition gewesen. Doch der enorme Bevölkerungszuwachs in diesem Steuerparadies auf inzwischen ca. 65.000 Einwohner und die immer raffinierter gewordene Jagdausrüstung und -methoden haben das einstige Gleichgewicht gestört. Das von den Jägern in Andorra, von denen auch einige Deutsche sind, am meisten bevorzugte Wild ist die Pyrenäen-Gemse, die hier "Isard" heisst und mit lateinischem Namen "Rupicapra rupicapra pyrenaica". Sie ist kleiner als die Gemsen in den Alpen. Zum Vergleich:
Tabelle: Vergleich der Gemsenarten Im
Winter ist das Fell beider Arten dunkel gefärbt, im Sommer ist
das Fell der Pyrenäen-Gemse jedoch fuchsrot und das der Alpen-Gemse
ist fahlrot. Bild 1: Foto 2 Isards [isard_dia2.jpg] [27 Kbyte] In Andorra gibt es zwei Reservate, "Enclar" und "Xixerella", in denen keine Isards gejagt werden dürfen. Jährlich werden im gesamten Land Bestandszählungen durchgeführt:
Tabelle: Bestandszählung Im
Juli 95 wurden 248 Isards gezählt, wovon sich 128 in den beiden
Reservaten befanden. Der optimale Bestand an Pyrenäen-Gemsen liegt
laut Auskunft der Regierung bei 2.537 Exemplaren, ohne die Tiere in
den Reservaten. Jedoch verhindert die exzessive Jagd immer wieder die
Vermehrung dieser Spezie. Bild 2: Foto Isard [isard_dia3.jpg] [50 Kbyte] Die Isard-Jagdzeit ist jedes Jahr während 8 Tagen, sie beginnt am Sonntag nach dem Nationalfeiertag (8. September) und endet am darauffolgenden Sonntag (10.-17.9.1995). Während der achttägigen Saison sind in den ersten beiden Tagen die meisten Jäger in den Bergen. Danach nimmt der Jagdbetrieb kontinuierlich ab. Eine Jägergruppe umfasst 5 - 15, in Einzelfällen bis 25 Personen. Jäger, die alleine auf Pirsch gehen sind in Andorra eher selten. Im September liegt die mittlere Monatstemperatur in 1.640 m über dem Meer bei + 10°C. In dieser Zeit befinden sich die Isards in 1.600 - 2.700 m Höhe. Bild 3: Foto Isard [isard_dia1.jpg] [64 Kbyte] 1994 war vorgesehen 500 Jagdlizenzen zu erteilen. Die
Lizenzen können immer erst ab dem 1. September beim Generalsekretariat
für Umwelt, einer Abteilung des andorranischen Landwirtschaftsministeriums
(1), beantragt werden. Der Grossteil
der Antragsteller sind Andorraner und Residenten. 1994 gab es je eine
Lizenz zum Abschuss einer Pyrenäen-Gemse pro Jäger. Zusammen
mit der Jagdlizenz und Abschussgenehmigung wird ein Ring abgegeben,
den der Jäger nach dem Abschuss an dem erlegten Tier anbringen
muss und den dieses auch noch während des Abtransports tragen muss.
Die Jäger sind verpflichtet, nach dem Abschuss einer Pyrenäen-Gemse
eine Karte auszufüllen mit den Daten des erlegten Tieres und diese
binnen eines Monats der Regierung zu Statistikzwecken zu übergeben.
Bild 4: Foto Isard Kitz [isard01.jpg] [49 Kbyte] 1994 hat der "Cos de Banders" während der Gemsenjagdsaison
154 Personen im Gebirge kontrolliert. Es wurden insgesamt 46 Lager von
Jägern gezählt. Als der "Cos de Banders" im Beisein
der Polizei am Envalira-Pass ein Fahrzeug einer Jägergruppe kontrollierte,
wurden fünf Isards, von denen nur 2 beringt waren, gefunden. Die
Jäger hatten nur 2 Abschussgenehmigungen gehabt. Bei einer anderen
Kontrolle wurde ein Jäger ohne Jagdlizenz festgestellt. Bild 5: Foto Isard [isard11.jpg] [39 Kbyte] Von einigen passionierten Jägern wird beklagt, dass es so manchem
ihrer Jagdkollegen am echten Sportsgeist fehlt, denn diese benutzen
Geländewagen oder Off-road-Motorräder, um bequem in die unzugänglichen
Regionen zu gelangen. Manche lassen sich und ihre Ausrüstung einschliesslich
Motorrad sogar per Hubschrauber in die unwegsamen Berge bringen. Einige
Jäger lieben es besonders komfortabel und verzichten nicht auf
Kühlschrank, Mikrowellenherd, Geschirrspülmaschine, Telefon,
Fernseher und fliessendes warmes Wasser. Bild 6: Foto Isard [isard_dia4.jpg] [41 Kbyte] Die Bemühungen, die Jagd auf die Pyrenäen-Gemsen zu beschränken,
reichen bis in die 60er Jahre zurück. Selbst eigene Landsleute
bezeichnen die Art, wie heute die Isards gejagt werden, als absurd.
Die immer raffinierter gewordenen Waffen, die Transportmittel der Jäger
und deren enorme Anzahl lassen den Pyrenäen-Gemsen fast keine Überlebenschance.
Bild 7: Foto Isard [isard09.jpg] [52 Kbyte] Der
vor kurzem mit grösster Eile vorgelegte Gesetzesentwurf für
die Änderung des Jagdgesetzes hatte vorgesehen, zu den beiden bereits
existierenden Reservaten drei weitere hinzuzufügen, so dass dann
ein Drittel des Landesgebietes als Schutzzonen ausgewiesen worden wäre.
Doch kurz vor der Abstimmung im Parlament am 30.6.95 hat man die vorgeschlagenen
neuen Reservate wieder fallengelassen. ________________________ 1 1992 wurde keine Zählung durchgeführt [ zurück zum Text ] 2 "Decret relatiu a les obertures i tancaments, vedats de caça, tarifes per a les llicències de caça i primes d'eliminació de guineus", "Govern" vom 28.7.94 (BOPA Butletí Oficial del Principat d'Andorra 1994, 1160) [ zurück zum Text ] 3 Rechtsgrundlage ist das Jagdgesetz vom "Consell General" vom 5.7.88, zuletzt geändert durch das "Llei de modificació de la Llei de Caça" vom "Consell General" vom 31.7.91 (BOPA 1991, 614) [ zurück zum Text ] 4 Einzelheiten regelt das Waffengesetz "Decret sobre possessió, ús i circulació d'armes", von den "Coprínceps" vom 3.7.89 (BOPA 1989, 353) [ zurück zum Text ] ________________________ Nützliche Adressen: (1) Govern d'Andorra, Secretaria general de Medi ambient, Edifici administratiu, Carrer Prat de la Creu 62, AND Andorra la Vella [ zurück zum Text ] (2) Associació de Caça i Pesca de les Valls d'Andorra, Carrer Babot Camp 13, AND Andorra la Vella [ zurück zum Text ] (3) Delegació Turística d'Andorra, Finsterwalderstrasse 28, D-13436 Berlin [ zurück zum Text ] (4) Auskunfts- und Beratungsstelle des Europaverbandes der Selbständigen, Auvinya 30 B + 31 A, AND Sant Julià de Lòria [ zurück zum Text ] ________________________ Externe Links URL:
http://www.govern.ad
________________________ Zitiervorschlag Boldt, Hans H.: Auf Isard-Jagd im Paradies - Pyrenäen-Gemsen im Fürstentum Andorra. Online in Internet: URL: http://www.andorra-intern.com/artikel/de950731.htm [Stand: *Abrufdatum*]. Dieser Beitrag entstand ursprünglich im Auftrag des Jahr-Verlag in Hamburg für die Publikation Jäger - Zeitschrift für das Jagdrevier. ________________________ Druckversion Download der Druckversion dieses Artikels als gezippte PDF-Datei [ 00 Kbyte [ ]] ________________________ Hinweis Die
in diesem Archiv bereitgestellten Artikel müssen zwischenzeitlich
nicht mehr den aktuellen Verhältnissen entsprechen.
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Version: 10.2, letzte Bearbeitung: 30. Januar 2018 |